Die Vernissage mit Kallirroi Ioannidou ist am 11. Mai 2025 von 14 – 17 Uhr. Ihr seid herzlich eingeladen!

Mit der in Berlin arbeitenden Kallirroi Ioannidou zeigt die Galerie Mellies eine internationale Position der Malerei, die laut dem Art Kunstmagazin (Ausgabe 5/2023) „das Absurde feiert“.

Geboren in Griechenland studierte sie dort an der Aristoteles Universität in Thessaloniki, bevor sie ein Jahr später nach Deutschland wechselte und in der Malerei-Klasse von Mark Lammert an der Universität der Künste (UdK) Berlin Bildende Kunst studiert hat.

Bereits während ihres Studiums gewann sie 2018 den Anerkennungs-Preis der Schulz Stübner Stiftung. 2022 erhielt sie den Preis des Präsidenten der UDK, der ihr im Vorwort ihres Katalogs „große Kraft und hohe Sensibilität“ attestierte und ihre Kunst als „kraftvolle und lebensbejahende Zeugnisse künstlerischen Schaffens“ bezeichnete.

Ein Jahr später war sie dann bis in dieses Jahr hinein Lehrbeauftragte an der UdK Berlin. In rascher Folge kamen Ausstellungen in Berlin, Leipzig, Finnland und Schweden hinzu.

2023 bezog sich Kallirroi Ioannidou – sowohl persönlich angefasst als auch  ökologisch motiviert – mit ihrem Bilderzyklus „Du kannst deinen Tränen nicht entkommen“ in einer Ausstellung auf die Überschwemmungen und Waldbrände in ihrer Heimat Griechenland, kommentierte die stetigen Naturkatastrophen dort als malerische biografische Trauerarbeit und gewann ihren Bildern so eine gegenwärtige sozialkritische und politische Dimension ab.

Kallirroi Ioannidous Werk ist geprägt vom Erforschen. In immer neuen Schaffensperioden und Herangehensweisen probiert sie sich aus, macht immer wieder malerisch Inventur, scheint getrieben, positioniert und erfindet sich immer wieder neu. Zunächst malte sie abstrakt. Dann experimentierte sie neben der Malerei mit farbig eingefassten Keramikskulpturen und Glasarbeiten bis sie ihren Stil erweiterte und ihre Bilder und Zeichnungen fortan mit zunächst einfachwirkenden Figuren und Tiermotiven füllte.

Trotz ihrer vorgeblichen Einfachheit entfalten ihre Bilder mit ihrem feinen Spiel für Zuschreibungen, für fundierte Querverweise und Assoziationen, bei genauerer Betrachtung eine Lässigkeit und Kultiviertheit, die eine auffällig hohe künstlerische Verweisdichte und kunstgeschichtliche Relevanz in sich birgt.

Ihre Art, Körper als flächige Formen zu abstrahieren, erinnert an die amorphe streng abgegrenzte Formensprache der Dada-Bewegung und des Surrealismus, insbesondere an die schablonenhaften Holzreliefs und Grafiken des Schweizer Avantgarde-Ehepaars Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp. Oder an die Farbflächenmalerei Alexander Calders.

Wohingegen ihre in sich verknoteten und geschlungenen Keramiken an die bunt bemalten Skulpturen im öffentlichen Raum von Franz West erinnern oder an die kantigen farbigen Hintergründe in den Bildern des Kubisten Fernand Léger.

Das Unverstellte, Unmittelbare und Direkte, dass flächiges Malen haben kann, lässt sich in den Bildern von Nicola Tyson ganz ähnlich wiederfinden wie in den Bildern von Kalliroi Ioannidou.

Wenn Kallirroi Ioannidous kräftige einfarbige Figuren ihren Platz im Bild finden, als wären es ausgeschüttete Tropfen, Farbpfützen und -batzen, die sich selbst ihre Form gesucht haben, muss man an Gary Humes Malerei denken, an die folkloristischeren Bilder von Emma Kohlmann oder an die riesigen abstrakten Aquarelle von Morris Louis, die aussehen wie große liegengebliebene Gummibänder, von Kinderhänden in Form gezogen.

In der jüngeren zeitgenössischen Kunst erkennt man Anklänge an die aktuellere, immer figürlicher-werdende Malerei von André Butzer. Die Tiere und Vögel malt Kallirroi Ioannidou ähnlich wie Sarah Bogner z.B. ihre Pferde malt. Und das Heranzoomen ihrer Motive mutet zuweilen fast so an, als hätte die Bonner Künstlerin Maike Illies ihre biomorphen und zellularen archetypischen Bilder gestaltet.

Dann wieder wirken Kallirroi Ioannidous Bilder, als seien sie einer Ausstellung von David Shrigley entstiegen. Ohne glücklicherweise dermaßen kalauernd, banal und schenkelklopfend daherzukommen. Im Gegensatz zu Shrigley werden bei ihr gewohnte Dinge nie zu Gewöhnlichkeiten. Sie bewahren ihre Aura und buchstabieren diese aus, anstatt sie als bloße Humoreske, wie Shrigley es zuweilen tut, vorzuführen.

Die Tiefe in Kallirroi Ioannidous Malerei lässt sich vielleicht auch darauf zurückführen, dass sie die Farbe auf ihren meist auf dem Boden liegenden Leinwänden über Monate hinweg in mehreren Schichten übereinander lasiert. So garantiert sie, dass das Ergebnis nie flach oder stromlinienförmig wird, nie Illustration wird, sondern pulsierend, malerisch vielschichtig, ja, organisch wird und in ihrer Flächigkeit trotzdem ein Statement gegenüber malerischen Gepflogenheiten darstellt.

Kalliroi Ioannidou folgt einem klaren malerischen Kompass. Es scheint nur alles improvisiert. Der flüchtige Schimmer in ihrer Kunst hat Methode und fußt auf einer tiefsinnigen Auseinandersetzung mit sich und dem Prozess des Malens.

Gerade die Verschmelzung von in-den-Raum-schwebender, in kindlicher Selbstverständlichkeit dargestellter Fresko-Malerei an der Wand und handfester stabiler Präsenz der gerahmten Bilder und Glasarbeiten als Gegenüber, in etwas, das unterschiedlicher nicht sein kann, schafft einen dialogischen pluralen und simultanen Raum in der Galerie, der als Gesamtensemble überaus stimmig, wohl durchdacht, tiefgründig und in sich abgerundet wirkt.