Die Dresdnerin Johanna Seidel zeigte in der Galerie Mellies im Jahr 2022 aktuelle Arbeiten und knüpft damit an ihre viel beachtete Schau in ihrer Kunstakademie an, mit der sie sich dort ein begehrtes Meisterschülerjahr sichern konnte. Als junge eigenständige Künstlerin beginnt sie sogar bereits sich international einen Namen zu machen.
In ihrer Malerei zeichnen sich Ahnungen ab. Rieselnd und sickernd. Ihre geraden, emporwachsenden, zum Licht hin aufstrebenden Frauen-Figuren zeigen keine Püppis, sondern weibliche Inkarnationen mit einer körperlichen Würde. Eine Jeunesse d’ Or mit Gleichmut, Haltung und der stillen Eleganz der Adoleszenz. Straight, zylindrisch aufgebaut, kaum in Bewegung, noir, erhaben und gestreckt, noch wachsend und zerbrechlich, rein und unverhohlen scheinen sich diese jungen imaginierten Urgestalten in verlorenen kargen Landschaften zu entpuppen wie noch im Blütenstand befindliche Ähren auf Kornfeldern. Leise und federleicht kommen in Johanna Seidels Seelen-Bildern nagende und wortkarge Gefühle der Unreife wie ihr eigenes Rätsel daher, wie ein Nebenbei. Die Welt steht still in diesem Zwischenreich.
Mit stilisierten Posen, die Modezeitschriften entstammen könnten und voller schlafwandlerischer Suggestivkraft stecken, steht in ihrer Malerei knietief im Jetzt. Man kann ihre Figuren mit Fug und Recht trotz oder gerade weil sie so puristisch gemalt wurden, magisch nennen. Es ist wie der Gegensatz zwischen Gehen und Schreiten. Ihre Figuren schreiten.
Jede Geste scheint inszeniert und in eine lichtvolle sommerliche Ferienhaus-Atmosphäre getaucht. Bedacht ummantelt mit einer diffusen nebligen Farb-Membran als Schutzschicht, gesalbt mit einem Firnis aus spirituellen Metaphern.
Johanna Seidels allegorische Seelen-Bilder wahren Geheimnisse, statt sie preiszugeben. Sie bringt sie zum Leuchten. Ihre wie aus einer Biomasse aus Nymphen, bleichen Farben und Körpergedächtnis geformten irritierenden Bilder sind in Poesie gebannte verdichtete figurative Basics.
Man kann nicht umhin diese okkulten Botschaften voller Erzählkraft, diese schlafwandlerische Suggestivkraft der Bilder entschlüsseln zu wollen.
Johanna Seidel hat ihr Studium der Bildenden Kunst an der HfBK Dresden 2021 mit ihrem Diplom abgeschlossen.
Ihre Bilder wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert
Hier eine Auswahl:
2022 Artistellar, London
2022 Symposium on Painting, Budapest, Ungarn
2022 Kunstverein, Meißen
2021 Studi0.art, St Moritz, Schweiz
2021 C. Rockefeller Centre for Contemporary Arts, Dresden
2020 Zentralwerk, Dresden
2019 Galerie Stephanie Kelly, Dresden
2019 Spinnerei, Leipzig
2018 Galeries Droite et Gauche, Paris, Frankreich
2018 EX-14 Raum für zeitgenössische Kunst, Dresden
2017 Zuständige Behörde, Leipzig
2018 war sie Artist in Residence im Künstlerstadt Kalbe e.V.
2017 studierte sie an der École des Beaux Arts, Paris, Frankreich
2016 war sie für das Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes nominiert.