Den diesjährigen Ausstellungsreigen eröffnet der Berliner Künstler Frank Jimin Hopp mit seiner für einen Jahresanfang zunächst fast unpassend klingenden Schau „Endgame“. Sie vereint farbintensive, gestische Bilder und expressive kleinformatige Skulpturen, mit denen er bereits renommierte Preise und Stipendien gewonnen hat.
Kurz nach Beginn seines Studiums an der UdK in Berlin begab er sich auf regelrechte Wanderjahre und absolvierte jährliche Austauschprogramme zur Universidad Compluente nach Madrid, zum renommierten College of Arts nach London sowie zur Hongik University nach Seoul. Dabei vertiefte er nicht nur seine Studien der Freien Kunst, er vernetzte sich auch über die deutsche Kunstszene hinaus und stellte seine Kompatibilität für den Kunstmarkt auch international auf den Prüfstand.
Erste Karriereschritte mit zahlreichen lobenden Erwähnungen seitens der Kunstkritik bis hin zu Ausstellungen in Spanien und Italien, in Warschau, London, Amsterdam, New York und Seoul stellten sich aufgrund seiner sehr bewusst gesetzten internationalen Wegmarken beinahe schon folgerichtig ein.
Hervorzuheben ist darüber hinaus jüngst eine Beteiligung an der Documenta 15 in Kassel im vergangenen Jahr.
Er erhielt u.a. eine Auslandsförderung des Cusanuswerks, einen Preis der Walter-Stöhrer-Stiftung und war Artist in Residence im Künstlerhaus Neumünster.
Sein Werk ist geprägt durch ein gleichgewichtiges Miteinander von Malerei und Skulptur und entfaltet in ihrer interdisziplinären Herangehensweise eine feine, sich bedingende und erstaunlich ausgereifte Wechselwirkung der Materialien.
Im Januar diesen Jahres zeigte unlängst die Ausstellung „Strange Clay – Ceramics in Contemporary Art“ in der Hayward Gallery in London, wie frisch und unverbraucht das Medium Keramik in der jüngsten zeitgenössischen Kunst gerade eingesetzt und gleichzeitig, wie begeistert sie international rezipiert wird.
Dass Frank Jimin Hopps Keramiken genauso strange sind, wie seine jungen arrivierten Mitstreiter:innen in London es gerade erst gezeigt haben, steht außer Zweifel. Er kann sich mühelos in diese Phalanx junger Keramikkünstler:innen einreihen und vermag, genau wie sie, das angestaubte Medium der Keramikkunst neu zu beleben und aus der Ecke der traditionellen Gebrauchskeramik zu befreien.
Frank Jimin Hopps Skulpturen erinnern in ihrer Kindlichkeit an die Arbeiten von Joakim Ojanen oder Tommi Toija. Seine Sneaker zeigen Parallelen zu den Turnschuhen und Alltagsgegenständen aus Jugendkultur und Pop der Bildhauerin Rose Eken. Und wie modern er seine Keramiken mit Farbe lasiert, offenbart Querverweise und eine gewisse Verwandtschaft zu den Skulpturen von Lindsey Mendick, Klara Kristalova oder Asana Fujikawa.
Seine raue und schwungvolle Art zu malen finden wir formal in den Bildern Dieter Kriegs wieder oder in den Farbfurchen eines Anselm Kiefer. Die ins Bild gesetzten verwischten Figuren erinnern an George Rouy oder Haein Kim und zeigen Analogien zu den Videospiel-Gemälden Gao Hangs. Bei seinen Mode-Logos, Sneakern und Versatzstücken aus Comics scheint Katherine Bernhardt Pate gestanden zu haben. Und seine grell-exaltierte Farbpalette erinnert an Austin Lee.
Frank Jimin Hopp bespielt ein und dieselbe Klaviatur.
Spannend ist die mehrfache Kodierung des Ausstellungstitels „Endgame“. Zum einen finden wir Frank Jimi Hopps Affinität zu Videospielen und Comics wieder. Sofort fällt einem dazu der Marvel-Blockbuster „Avengers: Endgame“ von 2019 ein. Das Absurde in seinen Skulpturen und Bildern ist kongruent zu dem Theaterstück „Endgame“ von Samuel Becket und ähnlich rätselhaft, nur das man bei ihm in die Bilder zu versinken droht und nicht in die Theaterbühne. Er selbst findet seine Arbeiten auch im Einklang mit einem grafischen Zyklus Dürrenmatts namens „Endspiel“. Allem wohnt eine Sorge inne, untätig und sehenden Auges einer Art Weltuntergang beizuwohnen.
Insofern sind seine symbolischen Arbeiten gerade jetzt in Zeiten von Krieg und Klimagefahr neben der schieren Freude an der Farbe auch als allegorische Mahnungen gemeint, inne zu halten und der Absurdität der Welt etwas Eigenes, im besten Falle Kreatives entgegen zu stellen.